Zu Fuß durch San Francisco

„Ich war noch niemals in New York,
ich war noch niemals auf Hawaii,
ging nie durch San Francisco in zerrissnen Jeans.“ – Udo Jürgens

Zerrissen waren unsere Hosen zwar nicht, aber auch wir haben San Francisco fast ausschließlich zu Fuß erkundet. Die Innenstadt ist recht kompakt und durch den schachbrettartigen Aufbau schön übersichtlich. Auch wenn die Distanzen nicht zu unterschätzen sind und man einige Steigungen überwinden muss, hat das Schritttempo den Vorteil, dass man viele Dinge sieht, die nicht unbedingt im Reiseführer stehen.

Das Zentrum ist in jeder Hinsicht bunt – da hetzen Geschäftsleute an Touristen vorbei, einen Block weiter lungern Obdachlose am Straßenrand. Mitten im Gedränge verkauft ein Veteran kleine US-Flaggen, um seinen Lebensunterhalt aufzubessern.

Das kommerzielle Zentrum San Franciscos, das „Financial District“, wirkt mit seinen Wolkenkratzern wie ein winziges New York. Viele der Gebäude gehören der Wells Fargo Bank, einer der größten Banken der USA, die hier ihren Hauptsitz hat. Durch die Glastüren sieht man prunkvolle Schalterhallen mit Stuck und Kronleuchtern, die nichts von der nüchternen Atmosphäre unserer Banken haben. Doch auch im Financial Disctrict dominieren die Gegensätze. Alt und neu stehen direkt nebeneinander, Hauptsache die Höhe stimmt.

Richtung Norden geht es von der Innenstadt in eines der wohl beliebtesten Touristenviertel: Fisherman’s Wharf. Hier legen die Fähren zur Gefängnisinsel Alcatraz ab, und wer sich für alte Schiffe interessiert, kann einige mehr oder weniger restaurierte Raddampfer und Schoner besichtigen. Doch kein Kutter ohne Schotter: Wer seinen Fuß auf die alten Boote setzen will, muss vorher eine Eintrittskarte kaufen.

Fisherman’s Wharf ist ansonsten eine eher lieblos hergerichtete Touristenfalle: Ein Souvenirshop reiht sich an den nächsten, an jeder Ecke gibt es einen Fahrradverleih, dessen Mitarbeiter einem freundlich, aber mit Nachdruck ein Fahrrad aufschwatzen wollen. Ein Tag Ausleihe kostet fast 30 Dollar – ein teures Vergnügen. Für viele ist dies der Ausgangspunkt für eine Tour Richtung Golden Gate Bridge. Doch das bekannte Wahrzeichen von San Francisco ist zu dieser Zeit noch völlig vom Nebel verdeckt.

So machen auch wir uns zügig auf den Weg in Richtung Brücke. Das Glück ist auf unserer Seite: Der Nebel lichtet sich bald und so eröffnet sich uns der Blick auf die wohl am häufigsten fotografierte Ansicht der Stadt.

Dabei wäre die Golden Gate Bridge fast so unscheinbar grau geworden wie die meisten Brücken: Bei der roten Farbe handelt es sich um ein Rostschutzmittel, das eigentlich nach der Eröffnung im Jahr 1937 noch überlackiert werden sollte. Weil den Einwohnern von San Francisco die Farbe aber so gut gefiel, ließ sich der Bauingenieur Joseph B. Strauss breitschlagen und beließ die Brücke in dieser Farbe.

So beeindruckend die Golden Gate Bridge aus der Ferne auch ist – aus der Nähe ist sie weit weniger romantisch, als man es sich vorstellt. Fußgänger und Radfahrer drängeln sich in beiden Richtungen auf einem schmalen Streifen, während nebenan die Trucks über den sechsspurigen Highway donnern.

Die Aussicht kann sich dennoch sehen lassen, und so nimmt man es der Brücke dann auch nicht übel, dass es auf ihr ohrenbetäubend laut ist: Immerhin wurde sie nicht als Touristenattraktion gebaut, sondern dient dazu, Autofahrer auf die andere Seite des San Francisco Bay zu bringen.

Der Rückweg gestaltet sich überraschend schwierig, weil wir keine Bushaltestelle finden können. Auch eine lokale Joggerin weiß keinen Rat (entschuldigt sich dafür aber immerhin drei Mal recht wortreich). So laufen wir in Sichtweite der Schnellstraße durch das Presidio, ein Waldgebiet südlich der Brücke. Erst nach rund drei Kilometern finden wir einen Zugang zum Highway und endlich auch eine Haltestelle.

Busfahren in San Francisco ist eine Geschichte für sich: Die meisten Gefährte scheinen aus den 80er Jahren zu stammen und rumpeln dementsprechend ungefedert die Hügel der Stadt hinauf und hinunter. Beim Einsteigen muss man den Fahrpreis von zwei Dollar passend bezahlen, es gibt kein Wechselgeld. Die Tageskarte kostet 14 Dollar und lohnt sich deshalb erst nach sieben Fahrten à anderthalb Stunden (inklusive Umsteigen). Wer drin sitzt und aussteigen möchte, drückt nicht etwa wie anderswo einen Knopf, sondern zieht an einer Leine, die nach vorne zum Fahrer führt (wir wissen nicht, ob sie mit seinem Ohrläppchen verbunden ist). Alles in allem ein Abenteuer, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Ein Gedanke zu „Zu Fuß durch San Francisco

  1. Hallo Luki und Wiebke,

    sehr schöner Bericht und vor allem schicke Fotos! Scheint ja auch recht gutes Wetter zu haben 🙂 Was mich noch interessiert: Habt ihr die – für San Francisco ja doch sehr typischen – Cable Cars gesehn? Oder gibt es die nur für die Touris (an einigen wenigen Stellen)?

    Wir freuen uns auf weitere Berichte.
    Beste Grüße aus dem sonnigen Börlin!

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