Die Wahrheit über Las Vegas

Las Vegas bei Tag: Hotel New York, New YorkSicher haben sich einige von euch schon gefragt, wie es bei den Reisefüchsen nach der Fahrt durch die Wüste und der Ankunft in Las Vegas weiterging. Haben sich die Nachwuchs-Weltenbummler etwa im Casino verzockt? Sind sie als Tellerwäscher in einem der 2.000 Betten-Hotels gestrandet?

Keines von beidem. Es setzte nur ganz plötzlich aus heiterem Himmel (davon gibt es in Las Vegas ja genug) ein Urlaubsgefühl ein. Und zwar so nachhaltig, dass das Schreiben von Blogartikeln plötzlich in weite Ferne rückte. Nichts desto trotz wollen wir euch natürlich den Rest unserer Reise durch den Südwesten nicht vorenthalten.

Caesars Palace in Las Vegas

Über Las Vegas ist schon viel geschrieben worden und so mancher Reiseführer (darunter auch unser Rough Guide) müht sich redlich, die Stadt in Worte zu fassen und ihr ein Gesicht zu verleihen. Das gelingt häufig nicht wirklich gut, weil sich Las Vegas dem klassischen Schema einer Stadt entzieht – und dennoch auf seine ganz eigene Weise zu faszinieren weiß.

Venedig in Las VegasSchon von weitem sieht man die enormen Hotelbauten rund um den Strip, dem Vergnügungs-Boulevard von Las Vegas, näher rücken. Inmitten der Wüste wirkt das Auftauchen dieser Stadt ein wenig wie eine Oase. Die Hotels selbst sind bei Tageslicht dabei keineswegs so beeindruckend, wie man vielleicht denken würde. So wirken die nachgebaute Freiheitsstatue oder Eiffelturm doch eher klein und der Gondoliere vorm falschen Venedig fährt in einem kleinen, knietiefen Wasserbecken mit einer Elektro-Gondel auf und ab.

Uns hat die Stadt spontan an einen Rummelplatz erinnert: Erstens entfaltet der seinen ganzen Reiz ja auch erst bei Einbruch der Dunkelheit. Und zweitens sieht es hinter der schönen Kulisse meist nur halb so schön aus.

Las Vegas: Strip bei Nacht

Das trifft auch auf Las Vegas zu, welches links und rechts vom Strip überraschend schnell zu Ende ist und wieder in Gewerbegebiete und Wüste übergeht. Der ganze Glanz der Stadt kommt erst abends zur Geltung: Dann gehen die Lichter der Leuchtreklamen an, dann glitzert und funkelt es überall und Vegas erwacht zum Leben.

Sterile Welten: Las Vegas City Center

Mit dem neuen City Center hat man versucht, Las Vegas den Schein einer Weltstadt zu geben. Dann kam die Finanzkrise und so blieb mancher Entwurf nur auf dem Papier bestehen. Was fertig geworden ist, kann sich aber dennoch sehen lassen: Von außen sind Hotels wie das Aria oder das Vdara kühne Glas- und Stahlbauten. Innen gibt es viel modernes Design und funkelnde Lichtinstallationen zu bestaunen. Alles wirkt aber etwas steril und ist auch nicht wirklich ein Stadtzentrum, an welchem sich die Einwohner von Las Vegas treffen (wie man vielleicht vermuten würde). Im Gegensatz zu den schicken Neubauten wirken Themenhotels wie das Caesars Palace (Römische Tempel), das Treasure Island (Piraten) oder das Excalibur (Ritterburg) mittlerweile liebevoll gealtert.

Paris in Las VegasKlar ist natürlich auch, dass die ganzen schicken Hotels irgendwie finanziert werden müssen. Das läuft im wesentlichen über die Casinos. Jetzt werden sich viele sagen: „Ach, da gehe ich einfach nicht rein.“ Doch so einfach ist das in Las Vegas nicht: Denn direkt hinter der Eingangstür im Hotel (in unserem Fall das Tropicana) warten die ersten Automaten. Auf dem Weg von der Rezeption zum Aufzug läuft man vorbei an Automaten. Vom Zimmer zum Pool – ihr erratet es – geht es auch durchs Casino. Und auch für die Wege entlang des Strips haben sich die Hotel- und Casinobetreiber auch etwas überlegt: So geht man in Las Vegas nicht einfach über die Straße, sondern benutzt Fußgängerbrücken mit Rolltreppen. Auf den ersten Blick ganz angenehm – bis man merkt, dass jede dieser Treppen auf der anderen Seite erst mal ins nächste Casino führt. Dort läuft man dann etwas hilflos umher und muss erst mal den nächsten Ausgang zur Straße finden. Der ist natürlich längst nicht so gut ausgeschildert, wie der Weg zum Blackjack, Roulette, Poker etc…

Casino Planet Hollywood

Auf der anderen Seite liegt der Reiz von Las Vegas natürlich auch im Glücksspiel. Wer nicht zockt, kann sich zwar immer noch die Prachtbauten anschauen, vielleicht in eine Show gehen oder sich an den Hotelpool legen – aber ihm wird Las Vegas vielleicht auch etwas schneller langweilig werden.

Die Reisefüchsen zocken in Vegas

Und so versuchten wir – ausgestattet mit ein paar schnell angelesenen Blackjack-Tipps aus dem Internet – auch unser Glück. Als erstes suchten wir nach einem schönen Tisch mit guten Chancen. An den meisten Blackjack-Tischen wird heutzutage eine Mischmaschine eingesetzt, welche bis zu sechs Kartendecks durchmischt. „Wenn schon zocken, dann ganz klassisch“, dachten wir bei uns. Im MGM Grand wurden wir dann fündig: Ein Tisch, an welchem mit einem Kartenblatt gespielt wird und der Croupier von Hand mischt. Klassischer ging es fast gar nicht.

Las Vegas: MGM Grand am Strip

Wer Blackjack nicht kennt – es geht wie 17 + 4. Jeder Spieler spielt für sich gegen die Bank. Man lässt sich Karten geben und versucht mit deren Wert möglichst nah an 21 heranzukommen. Wenn man über 21 hat, verliert man. Trifft man die 21 genau, hat man einen Blackjack. In der Theorie aus dem Internet mündete das in eine Tabelle, auf welcher stand, bis zu welcher Karte man nachziehen soll, wann man verdoppeln und wann aussteigen soll. Gewinnoptimiertes Spielen sozusagen. Ob das gut geht?

Trotz des überschaubaren Einsatzes von 100 Dollar war es ein ganz schöner Nervenkitzel das erste Mal im Leben an einem Spieltisch zu sitzen. Pro Runde mussten mindestens 10 Dollar gesetzt werden – mit etwas Pech war unser Blackjack-Spiel also in einer guten Viertelstunde vorbei. Doch tatsächlich lief es gar nicht schlecht für uns. Dank Wiebkes gutes Erinnerungskünsten an die Blackjack-Tabelle aus dem Internet zockten wir uns Runde für Runde nach vorne. Die Stimmung am Tisch war echt gut, die anderen Spieler unterstützten uns mit Tipps und alle freuten sich, wenn der Croupier sich wieder mal verzockte (er spielt natürlich nach festen Regeln) und alle Spieler gewannen. Die Zeit verging wie im Flug.

Zwischendurch kam immer mal wieder eine Kellnerin vorbei und man konnte gratis Drinks bestellen. Man bekommt sie aber nur, solange man auch am Spieltisch sitzt. Und so kann es schon mal eine Viertelstunde dauern, bis der nächste Drink kommt – und man zockt immer noch und merkt gar nicht, dass man seinen Cocktail eigentlich schon dreimal mit dem verlorenen Spieleinsatz bezahlt hat…

Das Schwierige beim Spielen ist ja bekanntlich das Aufhören – aber als wir aus unserem Startumsatz von 100 Dollar immerhin tadadada 150 (!!) Dollar gemacht hatten und der Croupier eh gerade wechselte, machten auch wir uns zum Auszahlungsschalter. Reisefüchsin Wiebke bezweifelte bis zu diesem Moment immer noch, dass wir für unsere Chips überhaupt wieder Bargeld sehen würden, wurde aber eines Besseren belehrt.

Überraschend war für uns beide, dass das Glücksspiel in den Casinos tatsächlich ein allgemeiner Freizeitspaß zu sein schien. Erstaunlich viele Frauen saßen am Automaten oder waren am Spieltisch unterwegs, quer durch alle Altersschichten waren die Leute am zocken. Die Casinos selber wirkten mit ihrer Dekoration und der teilweise recht hellen Beleuchtung auch deutlich einladender als die finsteren, verrauchten Spielhöllen bei uns.

Pinball Hall of Fame

Da wir unser Glück und die Blackjack-Tabellen aus dem Internet nicht über Gebühr auf die Probe stellen wollten, fuhren wir am nächsten Abend zu einem etwas versteckten Geheimtipp: Der Pinball Hall of Fame. Dieses Flippermuseum setzt ganz auf die praktische Vermittlung von Geschicklichkeitskünsten und so kann man nach Münzeinwurf mehrere hundert alte und neue Flipperautomaten ausprobieren. Wirklich ein großer Spaß und eine spannende Zeitreise in eine Zeit, in der es noch keine Videospiele gab. Es schienen auch fast nur Einheimische hierherzukommen, die Pinball Hall of Fame liegt etwas abseits des Strip und man muss sich den Ort schon vorher auf der Karte mal anschauen, um ihn zu finden.

Pinball Hall of Fame

Fazit: Rückblickend ist Las Vegas schon eine Stadt, die mich beeindruckt hat, ohne dass ich genau sagen kann, woran es eigentlich liegt. Es gibt wohl kaum einen Ort auf der Welt, der so um das reine Vergnügen herumgebaut zu sein scheint. Ein Freizeitpark für Erwachsene, der 365 Tage im Jahr geöffnet hat. Blickt man hinter die schicken Fassaden der Casino-Paläste bleibt eine relativ unbedeutende Kleinstadt mitten in der Wüste zurück. Vielleicht steckt das Geheimnis hinter Las Vegas genau darin – das es ihr immer wieder gelingt, ihren Besuchern den Glamour einer Metropole vorzugaukeln, der doch eigentlich nur einfacher Glitzer vom Rummelplatz ist.

Bierkühler selbst gebastelt

Was macht ein Reisefuchs, wenn er Lust auf ein kühles Bier hat, aber das Vier-Sterne-Hotel (in diesem Fall das Tropicana in Las Vegas) keinen Kühlschrank im Zimmer anbietet? Richtig, er bastelt sich einfach selbst einen Bierkühler.

Möglich wird dies durch die Eigenart der Amerikaner, in jede freie Ecke eines Motels oder Hotels einen Eiswürfelspender zu stellen. Aus diesem kann man sich kostenlos Eiswürfel herauslassen (bis kaum noch Platz für den eigentlichen Drink im Becher ist). Und auch wir bedienen uns hier. Doch zunächst die Anleitung:

1. Die Materialien: Für unseren Bierkühler benötigen wir einen großen Wasserbehälter (mit einer Gallone oder drei Litern Inhalt). Ferner ein scharfes Messer und natürlich das Bier der Wahl (in diesem Fall Miller High Life, das selbsternannte „Champagner der Biere“).

2. Ein klarer Schnitt: Mit dem Taschenmesser entfernen wir den oberen Teil des Wasserbehälters und nehmen ihn ab.

3. Deckel abnehmen und Bier hineinstelen. Dann geht es zum Eiswürfel-Automaten auf dem Flur. Hier füllen wir den Bierkühler bis oben hin mit Eiswürfeln auf. Nicht vergessen: Wenn das Eis schmilzt, verbraucht es weniger Platz. Den Behälter also ruhig so hoch füllen, dass die Eiswürfel oben herausschauen.

4. Das eisgekühlte Bier genießen (nicht im Bild). Für alle die sich fragen, wie Miller High Life schmeckt: Es ist sehr feinporig prickelnd und schmeckt tatsächlich fast ein bisschen wie Sekt. In jedem Fall ein sehr leichtes Bier. Merkwürdigerweise war gar keine Alkoholangabe auf der Dose, nur die Warnhinweise vor dem Genuss waren aufgedruckt. Laut Beeradvocate.com soll es aber fünf Prozent haben.